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Das etwas andere Osterlamm

Die Hörner des Zackelschafs sehen aus wie Korkenzieher und können bis 1 Meter lang werden. Die urigen Tiere, deren Bestand bedroht ist, haben es PostAuto-Fahrer und Hobby-Züchter Reto Scherrer (36) aus dem Sarganserland angetan. Pünktlich zu Ostern kamen Lämmer zur Welt.

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Reto Scherrers Zackelschafe mit ihren Jungen in Berschis SG.

Wer zum ersten Mal ein Zackelschaf sieht, fühlt sich in einen Fantasyfilm versetzt. Ihre langen Korkenzieher-Hörner sind ein ungewohnter Anblick. In Berschis im Sarganserland (SG) gehören sie seit drei Jahren zum Ortsbild. 12 dieser scheuen Tiere grasen auf einer gut 1 Hektare grossen Wiese auf Reto Scherrers Grundstück, das er von seinem Grossvater geerbt hat. Reto ist vollberuflicher PostAuto-Fahrer im Team Bad Ragaz, und die urigen Schafe sind seine Freizeitpassion: «Sie sind mir ans Herz gewachsen. Dank ihnen kann ich nach dem Fahren runterfahren.»

Der Hobby-Züchter sucht das Ungewöhnliche. Zehn Jahre lang hielt er Alpakas, doch als er im Internet auf ein Bild eines Zackelschafs stiess und las, dass ihr Bestand bedroht ist, war’s um ihn geschehen. Er nahm mit einem der wenigen Schweizer Züchter Kontakt auf und baute seine Herde nach und nach auf. Sein Bock aus Österreich hat ganze Arbeit geleistet: Dieses Jahr gab es vier Junge, darunter ein Zwillingspaar. Wenn Reto mit dem Postauto Früh- oder Spätschicht hat, unterstützen ihn seine Partnerin und seine Mutter bei der Fütterung. «Ich bin froh, dass ich mithelfen kann, diese uralte Rasse zu erhalten», freut sich Reto Scherrer. Heute gibt es schweizweit rund zehn Zackelschaf-Züchter garantiert reinrassiger Tiere.

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Die Korkenzieher-Hörner wachsen bis zum Tod der Tiere. Beim Bock werden sie bis 1 Meter erreichen, auch bei den Jungen spürt man sie bereits. Die Passantinnen und Passanten, die die nahegelegene St. Georgs-Kapelle besuchen, bleiben oft staunend stehen. «Zackelschafe sind friedliche Tiere, die einen nicht attackieren. Aber etwas aufpassen muss man schon, wenn sie ihren Kopf schwenken», weiss Reto. Das Fleisch der 40 bis 80 Kilo schweren Schafe verkauft Reto an zwei Restaurants und Einzelpersonen. Die Hörner gehen an einen Maskenschnitzer und haben ihren Auftritt an der Fasnacht, was den eingefleischten Fasnächtler Reto freut. Für die Verarbeitung der Wolle sucht er noch eine kreative Lösung.

Vor dem 19. Jahrhundert war das Zackelschaf verbreitet. Danach wurden neue Schafrassen gezüchtet, die viel Feinwolle produzierten und einen grösseren Fleischertrag brachten. Durch diese leistungsstärkeren Rassen geriet das Zackelschaf in Bedrängnis, so dass es Anfang des 20. Jahrhunderts vom Aussterben bedroht war. Nur dank engagierter Schafhalterinnen und -Halter, die von den besonderen Qualitäten der Rasse überzeugt waren und sind, konnte das Zackelschaf überleben. Zu ihnen gehört PostAuto-Fahrer Reto Scherrer.

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